Bei einem Gespräch im Bundeskanzleramt machten Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und der Botschafter des Staates Israel, Ron Prosor, auf besorgniserregende Entwicklungen in Teilen der Kulturlandschaft aufmerksam: Israelische und jüdische Künstlerinnen und Künstler berichten zunehmend von Anfeindungen, Ausladungen und Boykottaufrufen.
Staatsminister Wolfram Weimer sagte: „Wir erleben eine neue Form der Stigmatisierung und eine Einschränkung der Kunstfreiheit. Das ist unerträglich und widerspricht den Grundwerten der Bundesrepublik Deutschland. Wer Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer jüdischen Identität von den Bühnen ausschließt, untergräbt die Integrität unserer Republik. Es handelt sich um eine besonders perfide Form des gegenwärtigen Antisemitismus.“
Botschafter Ron Prosor berichtete, dass jüdischen Musikern auf Festivals und Konzerten zunehmend Auftritte verwehrt würden. Egal ob Schauspiel, Regie, Musik oder in der Club-Szene – die Zahl der Buchungen gehe systematisch zurück. „Wir spüren wachsende Aggressionen und eine schleichende Ausgrenzung“. Prosor verwies darauf, dass es seit dem erneuten Skandal beim Eurovision Song Contest im Mai 2025 einen Dammbruch in der Ausgrenzung jüdischer Künstlerinnen und Künstler gebe. Beim ESC wurde Israels Sängerin Yuval Raphael – sie hat den Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 überlebt – nicht nur bedroht und angefeindet. Es kam auch zu offenen Boykottaufrufen ehemaliger ESC-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.
Botschafter Prosor warnte: „Der Antisemitismus hat das Kostüm gewechselt: Die judenfeindlichen Parolen von gestern sind der Israelhass von heute. Wer Israel nicht offen dämonisiert, wird Opfer des stillen Boykotts und erhält immer weniger Einladungen. In ganz Europa wird es israelischen Künstlern so seit dem 7. Oktober schwer gemacht, öffentlich aufzutreten. Umso dankbarer bin ich Staatsminister Wolfram Weimer für sein Rückgrat, seine klaren Worte und seinen entschlossenen Willen zum Handeln. Mit vereinten Kräften wollen wir dem Israel- und Judenhass in der Kunst- und Kulturszene die Stirn bieten. Denn wer israelischen Künstlern die Bühne nimmt, greift die Freiheit der Kunst insgesamt an. In Demokratien wie Israel und Deutschland sollen Steuergelder nicht Hass nähren, sondern ihm den Boden entziehen. Die Aufgabe der Kunst- und Kulturförderung ist es, Türen zu öffnen, nicht israelische Künstler auszusperren.“
Weimer und Prosor waren sich einig, dass man diesem neuen Antisemitismus im Kulturleben entschieden entgegentreten müsse. Staatsminister Weimer: „Kultur steht für Offenheit und Toleranz. Wenn jüdische Künstlerinnen und Künstler ausgegrenzt oder ausgeladen werden, zeigt sich darin die hässliche Fratze der Intoleranz.“
Um jüdisches Leben und die Erinnerungskultur in Deutschland sichtbar zu stärken, hat die Bundesregierung den Etat für das Jüdische Museum in Berlin in den aktuellen Haushaltsberatungen auf rund 24 Millionen Euro erhöht. Zudem unterstützt sie die Nova Festival Exhibition, eine eindringliche Ausstellung, die den Terrorangriff der Hamas auf das Nova Music Festival dokumentiert. Sie wird noch in diesem Jahr in Berlin gezeigt und schafft einen Raum des Erinnerns und der Solidarität. Im Gedenken an die Opfer des antisemitischen Anschlags von Halle am 9. Oktober 2019 findet außerdem jährlich mit Mitteln aus dem Etat von Staatsminister Weimer der „Aktionstag Halle“ zur Förderung jüdischer Kultur in Deutschland statt.