Zeichen des Erinnerns

Gedenkort für Polen 1939–1945

Am 16. Juni hat der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer mit seiner polnischen Amtskollegin Hanna Wróblewska und anderen an der Übergabe eines neuen – temporären – Gedenkortes im Herzen Berlins teilgenommen. Das Denkmal erinnert an das millionenfache Leid der Polen und der polnischen Bürger, die zwischen 1939 und 1945 Opfer des deutschen Angriffskrieges und der deutschen Besatzungsherrschaft wurden.

Ensemble aus großem Gedenkstein mit einer Widmungsplatte aus gerostetem Stahl und einem Wildapfelbaum.

„Möge dieser Ort, möge dieser Stein und dieser Baum uns immer wieder daran erinnern, was geschehen ist – und was niemals wieder geschehen darf“, sagte Wolfram Weimer bei der Einweihung des Denkmals.

Quelle: Deutsches Polen-Institut / photothek / Butzmann

An der Heinrich-von-Gagern-Straße, in Sichtweite des Deutschen Bundestags und des Bundeskanzleramts, soll an die polnischen Opfer des Nationalsozialismus und an die Opfer der deutschen Besetzung Polens von 1939 bis 1945 erinnert werden. Hier, auf dem Gelände der ehemaligen Kroll-Oper, in der Adolf Hitler am 1. September 1939 den Überfall auf Polen verkündete, ist ein Platz entstanden, der gemeinsames, individuelles und auch offizielles Gedenken ermöglicht.

„Wir setzen heute im wahren Sinne des Wortes ein Zeichen – ein Zeichen gegen das Vergessen, gegen das Verdrängen, gegen das Verstummen der Opfer dieses Krieges und der deutschen Gewaltherrschaft in Polen“, erklärte Weimer bei der Einweihung.

Gedenkort als Ensemble

Im Zentrum des Gedenkorts liegt ein großer Gedenkstein mit einer Widmungsplatte aus gerostetem Stahl. Zwei Informationstafeln berichten über das damalige Geschehen und das Gedenkprojekt. Die Widmungsplatte ist zweisprachig auf Polnisch und Deutsch, während die Informationstafeln dreisprachig sind (Deutsch, Polnisch und Englisch).

Der Gedenkstein ist „auch ein Symbol für das Gewicht der Geschichte, welches sie heute noch für die Gegenwart hat. Und auch die Widmung […] ist deshalb mehr als nur eine Inschrift. Sie ist ein Schwur: Nie soll das Leid der Polinnen und Polen, das von deutschem Boden ausging, in Vergessenheit geraten. Nie wieder sollen Hass, Gewalt und Unrecht triumphieren“, betonte Weimer in seiner Ansprache.

Eine kräftige Hecke umrahmt und schützt den Platz. Ein Wildapfelbaum bildet einen lebendigen Kontrast zum großen Stein. Auch dieser trägt laut Weimer eine besondere Symbolik in sich: „Es ist ein Baum, der wachsen wird, der blühen und Früchte tragen wird. Er soll uns mahnen, dass Erinnerung lebendig bleiben muss, dass Versöhnung auch wachsen kann, dass aus den Trümmern der Vergangenheit neues Leben, neue Hoffnung erwachsen kann.“

Vorläufiges Gedenkzeichen

Der hier aus einer zivilgesellschaftlichen Initiative entstandene Gedenkort versteht sich als ein vorläufiges Zeichen, denn es wird noch mehr entstehen: das als Initiative bereits sehr aktive Deutsch-Polnische Haus, ein kultureller Begegnungs- und Bildungsort, in Kombination mit einem endgültigen Denkmal im Namen Deutschlands. „Orte, die offen sind für alle – für Trauer und Begegnung, für Bildung und Dialog, für Versöhnung und Hoffnung – auch für Hoffnung auf eine gute gemeinsame Zukunft“, so der Kulturstaatsminister.

Das temporäre Denkmal wurde auf Initiative des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt, der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse, des ehemaligen Präsidenten des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Florian Mausbach, des ehemaligen Direktors des Deutschen Polen-Instituts Dieter Bingen und Rabbiner Andreas Nachama auf dem ehemaligen Gelände der Kroll-Oper gebaut. 

Die Errichtung wurde durch die Senatskanzlei Berlin und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin unterstützt. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützte durch eine Förderung die Verwirklichung des Gedenkzeichens. Das Denkmal versteht sich als erster Schritt hin zu einem künftigen Erinnerungszeichen der Bundesrepublik Deutschland.